Sunday, July 1, 2012

Letter from Brussels - Keine einfachen Fussballweisheiten



Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, ob Angela Merkel und Mario Monti am Donnerstag zusammen Fußball geschaut haben. Die Schadenfreude des Einen wird der Anderen aber nicht verborgen geblieben sein. Es ist ein Augenzwinkern des Schicksals, dass der Kampf um den Euro zum gleichen Zeitpunkt wie der Kampf um die Euro 2012. Natürlich gibt es viele Parallelen zwischen Fußball und Politik oder Wirtschaft. Wenn man sich aber in den kommenden Wochen und Monaten nur auf Fußball Weisheiten verlässt, wird es 2016 immer noch die Euro, aber vielleicht keinen Euro mehr geben.

Es klinkt einleuchtend: wie die deutsche Fußballnationalmannschaft ist die deutsche Wirtschaft nach mehreren Tiefschlägen, eingreifenden Reformen und neuer Taktik wieder in die internationale Topklasse aufgestiegen. Verständlich, dass man nach dem lange Weg aus der Krise und aus der Depression die neue Glückseligkeit nicht schnell mit anderen Ländern teilen will. Schließlich gab es ja auch bei der EM keine Vergemeinschaftlichung der deutschen Tore.

Bei der Euro 2012 gibt es morgen einen (nicht deutschen) Gewinner. In der Euro-Krise jedoch nicht. Beim Ende der Euro-Krise wird es nur Gewinner oder nur Verlierer geben. Daher ist der einzige Ausweg ein gemeinschaftlicher bei dem jeder etwas Wasser in den Wein schütten muss. Kurzfristige Hilfe muss konditionell bleiben. Deutschland kann seinen größten Trumpf nicht einfach so aus der Hand geben. Langfristig wird der Euroraum nur überleben können als politische Union nach dem Subsidiaritätsprinzip, d.h. weitgehende Macht für Europa, aber nur auf bestimmten Gebieten. Sobald das gewährleistet ist, kann auch die Bundesregierung die Tür zur Haftungsgemeinschaft öffnen. Ob nun als Bankenunion, Schuldentilgungsfonds oder kurzfristige gemeinsame Anleihen ist dabei beinahe zweitrangig. Es wäre doch schön, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihre Titelprämie 2016 in Euro ausgezahlt bekommt.

Dieser Letter from Brussels erschien in der Euro am Sonntag vom letzten Wochenende

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